Vereinschronik TuS Hiltrup

Im Jahre 2000 feierte der TuS Hiltrup seinen 70. Geburtstag – 70 Jahre Fußball im TuS Hiltrup 1930 e. V.! Absolut korrekt, möchte man meinen. Schließlich steht als Gründungsjahr das Jahr 1930 in unserem Vereinsnamen. Doch zumindest alteingesessene Hiltruper werden stutzig und erinnern sich, dass doch schon vor 1930 in Hiltrup Fußball gespielt wurde. Sie erinnern sich richtig! Eigentlich hatten wir Fußballer schon vor Jahren Grund zur Rückschau auf 70 Jahre Hiltruper Fußballgeschichte. Doch alles der Reihe nach.




Aus der Gründerzeit des TuS – ca. 1930

Kurz nach Beendigung des 1. Weltkrieges wurde in Hiltrup der erste Fußballverein gegründet. Als Initiatoren sind bekannt: Ferdi Winkelkötter, der Vater unseres heutigen Ehren- und Vorstandsmitgliedes gleichen Namens, Ferdi Lohmann und August Harling. Sie gaben der bis dahin nur lose miteinander verbundenen Interessengemeinschaft ein festes Gefüge und gründeten im Jahre 1920 die DJK Blau-Weiß Hiltrup. Wie viele Vereine in und um Münster schloss sich der junge Verein der Deutschen Jugendkraft an, die sich „Sport in katholischer Gemeinschaft“ zum Ziel gesetzt hatte. Unter für heutige Maßstäbe sehr primitiven Bedingungen wurde damals mit dem Fußballsport begonnen. Bauer Bornemann stellte den jungen Idealisten ein Gelände zur Verfügung. Und zwar dort, wo heute Am Roten Berge die Polizei-Führungsakademie ihre Gebäude hat.

Als 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht gekommen waren, wurden sämtliche Vereine und Organisationen der Deutschen Jugendkraft verboten und zwangsweise aufgelöst. Zur Auflösung wollten es die Hiltruper Fußballer jedoch nicht kommen lassen und hielten deshalb Ausschau nach einem geeigneten Fusionspartner. Den fanden sie 1934 im Turnverein Hiltrup, der vier Jahre zuvor aus der Taufe gehoben worden war. Beide Vereine schlossen sich zum Turn- und Sportverein Hiltrup zusammen und nahmen als Gründungsjahr das Jahr 1930, das Geburtsjahr des Turnvereins, in den Vereinsnamen auf. Warum nicht das Gründungsjahr der DJK Blau-Weiß Hiltrup im Vereinsnamen erscheint, welches ja um 10 Jahre früher liegt, ist nirgends überliefert. Es ist aber erstaunlich, weil bei bekannten Fusionen stets – aus welchen Gründen auch immer – das ältere Gründungsjahr im Vereins-Logo erscheint. Vielleicht steht das jüngere Datum im Zusammenhang mit dem damaligen Verbot der DJK und dem seinerzeitigen Zwang zur Auflösung.

So aber feiern wir in diesem Jahr offiziell „70 Jahre Fußball im TuS Hiltrup“. Und wer will, kann ja noch „10 Jahre Fußball in Blau-Weiß Hiltrup“ hinzu addieren.

Nach der Fusion zogen die Fußballer um auf ein Gelände an der heutigen Ludgerusschule hinter der Alten Kirche ( am Anfang der dort damals beginnenden Meesenstiege hinter Israel). Dort fühlte man sich recht wohl und verblieb dort bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges, durch den schon bald alle sportlichen Aktivitäten zum Erliegen gebracht wurden. Es lief nichts mehr. Doch schon ein knappes Jahr nach Kriegsende kam es 1946 zum vielversprechenden Neuanfang. Wieder gehörte Ferdi Winkelkötter sen. zu den Initiatoren, die maßgeblich am Neubeginn beteiligt waren. Wir TuS`ler erinnern uns dankbar an Albert Gehring, Bernhard Elkendorf und Theodor Beisick, der über 40 Jahre die Geschicke der Fußballabteilung des TuS an vorderster Front geleitet hat. Noch im gleichen Jahr konnte der Spielbetrieb – wenn auch nur in bescheidenem Masse – wieder aufgenommen werden. Rückkehrer aus der Gefangenschaft sowie ehemalige Wehrmachtsangehörige, die in englischen Arbeitseinheiten in Münster und Umgebung untergebracht waren, bildeten die ersten Mannschaften, die Zug um Zug durch heranwachsende Jugendspieler ergänzt wurden. Gespielt wurde zunächst auf einem Gelände am Wiesenweg und schon zwei Jahre später erfolgte der Umzug in die Ortsmitte an die Kardinalstrasse. Der Umzug in die 1948 mit einem großen Sportprogramm eingeweihte Max-Winkelmann-Kampfbahn war ein echter Fortschritt!




A-Jugend 1963/64 an der Max-Winkelmann-Kampfbahn

In den folgenden Jahren entwickelte sich die Bevölkerungszahl der damals selbstständigen und wohlhabenden Gemeinde Hiltrup geradezu explosionsartig. Entsprechend groß war das Interesse am Fußballsport in Hiltrup. Der kleine Platz in Hiltrup-Mitte reichte schon bald nicht mehr aus und weitsichtige Politiker wie auch Beamte in der damaligen Amtvertretung St. Mauritz planten sehr früh das für damalige Verhältnisse überdimensioniert erscheinende Stadion in Hiltrup-Ost. Welch` ein Glück, dass zunächst ernsthaft gemeinte Absichten ein Sportgelände zwischen Hammer Strasse und Hohe Geest – nördlich des Autohauses Brüning – in einer heute mit Schutt verfüllten Sandgrube einzurichten, ebenso schnell verworfen wurde, wie sie ins Auge gefasst worden waren. So konnten die TuS-Fußballer bereits 1966 in das schmucke Stadion an der Marienkirche ziehen, das noch heute unser Zuhause ist und dank weitsichtiger Planung des damaligen Gemeinderates auch für die Zukunft im Grossen und Ganzen den Erfordernissen eines modern geführten Sportbetriebes gerecht werden dürfte. Dieses Sportgelände ist ein ausgesprochener Glücksfall für den TuS Hiltrup der noch dadurch gesteigert werden konnte, dass sich die Zusammenarbeit zwischen dem TuS – vertreten durch den Abteilungsvorstand der Fußballer – und dem Städtischen Sportamt überaus harmonisch und produktiv gestaltet.




Alt-Herren-Mannschaft 1965 an der Max-Winkelmann-Kampfbahn

So konnte 1984 durch Eigeninitiative des Abteilungsvorstandes und vieler Fußballer das schmucke Clubheim auf dem Stadiongelände seiner Bestimmung übergeben werden. Zwei Jahre später wurde die gesamte Anlage in Eigenverwaltung übernommen, was sowohl für die Stadt Münster als auch und vor allem für die TuS-Fußballer von großem Vorteil war. Wir hatten auf der einen Seite für die Pflege der Anlage zu sorgen, konnten aber auch neue Initiativen ergreifen, die von großem Nutzen waren und in Zukunft noch sein werden. An dieser Entwicklung hat zweifellos Ferdi Winkelkötter jun. übergroßen Anteil. Ferdi hat sich ebenso mit großer Fachkompetenz wie mit Idealismus um die Gestaltung des Hiltruper Stadions verdient gemacht. Hatte er sich schon als Baumeister des schicken Clubhauses hervorgetan, so wurden mit dem Bau des Jugendtreffs und verschiedener Unterstellmöglichkeiten an den beiden Plätzen weiter Maßnahmen realisiert wie ein Maschinen- und Gerätehaus vor Platz 2. Dass dem Hauptplatz auf politische und städtische Initiative hin noch ein Beach-Volleyball-Feld angegliedert wurde, war eine weitere Bereicherung für unser schmuckes Stadion und ist darüber hinaus ein idealer Ort für das Training unserer Torhüter.





Stadion am Osttor

In unserer jahrzehntelangen Geschichte gab es in sportlicher Hinsicht naturgemäß ein stetes Auf und Ab, wenngleich sich die Erfolgskurven zumeist im oberen Bereich bewegten. Ein Tiefpunkt ganz besonderer Art war der 22. Mai 1996 für die erste Fußballmannschaft. Nicht nur für die Fußballabteilung, sondern auch für den gesamten TuS Hiltrup. Das Entscheidungsspiel um den Klassenerhalt der Bezirksliga wurde gegen SW Havixbeck mit 1:2 verloren. Nach über 40 Jahren fand sich die erste Mannschaft in der Kreisliga A wieder. Jener Klasse, in der vor einigen Jahren noch die dritte Mannschaft um Punkte gespielt hatte.

Es war eine überaus bittere Situation. Vielleicht nicht für alle Spieler der Mannschaft, so doch für die meisten und vor allem für die „Mannschaft hinter der Mannschaft“. Norbert Reisener, Abteilungsvorsitzender, stimmte nicht jenen Pressestimmen zu, die von einer Katastrophe in unserer Abteilung berichteten. Katastrophe? Nein! – Sportlicher Tiefpunkt: Ja! Das wa r das Ergebnis einer ersten Analyse dieser verkorksten Spielzeit. Dabei hatte unsere Abteilung gerade in den achtziger Jahren weitaus bessere Zeiten gesehen, was nicht nur für die erste Mannschaft galt. Nach der überlegenen Meisterschaft im Jahr 1975 unter Trainer Rudi Schulz und dem damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga, ging es 1981 mit „Hügi“ Menzel noch eine Stufe höher in die Verbandliga. Der TuS war die unumstrittene Nummer 2 im Fußball hinter dem SC Preußen. Doch leider bewahrheitete sich für uns, dass das zweite Jahr in einer höheren Klasse immer das schwerste ist. Die neue Klasse war für uns eine Nummer zu groß. Wir mussten nach zwei Jahren wieder zurück in die Landesliga, wo wir bis zum Ende der Saison 1987/88 verblieben als – für viele völlig überraschend – unter Horst Nolte der erneute Aufstieg in die Verbandsliga gelang. Aber auch hier betrug die Ligazugehörigkeit wieder nur zwei Spielzeiten. Und es sollte noch schlimmer kommen. Nach zwei weiteren Jahren in der Landesliga musste unsere 1. Mannschaft 1992 in die Bezirksliga absteigen, wo sie sich bis zum schmerzlichen Abstieg in die Kreisliga A mit wechselndem Erfolg behaupten konnte. Dabei waren die achtziger Jahre insgesamt von großen sportlichen Erfolgen begleitet. Unsere Abteilung verfügte zeitweise über nicht weniger als sechs (!) Mannschaften. Die tüchtige 2. Mannschaft spielte in der Bezirksliga und stand einmal sogar kurz vor dem Aufstieg in die Landesliga! Unsere Dritte spielte mit Erfolg in der Kreisliga A, wo heute unsere Zweite mitwirkt, die Vierte in der Kreisliga B und die Fünfte und Sechste in der Kreisliga C. Die sportlichen Misserfolge stellten sich in den Neunzigern ein. Auch die Zweite, Dritte und Vierte stiegen ab. 1996 war der absolute Tiefpunkt erreicht! Der Sturz unserer Ersten in die Achtklassigkeit hatte aber nicht nur Traurigkeit und Enttäuschung hinterlassen. Aus dem Desaster erwuchs in einer Art Trotzreaktion der feste Wille, mit besonderen Anstrengungen das Maß der Enttäuschung erträglich zu halten und schnell wieder den sportlichen Aufstieg zu starten. Nach dem Abstieg in die Kreisliga A sollte das schon in der Saison 1996/97 geschehen, doch einem übermächtigen BSV Roxel waren Meisterschaft und Aufstieg nicht zu nehmen. So war der TuS erst in der Saison 1997/98 dran. Und das überaus souverän: Unter Ralf Lütkemeyer, der nach dem Abstieg 1996 verpflichtet worden war, stand die Mannschaft an 27 Spieltagen an der Spitze, erreichte von 90 möglichen nicht weniger als 78 Punkte und stieg schließlich als Meister mit dem stolzen Torverhältnis von 105:20 in die Bezirksliga auf.




Meisterschaft und Aufstieg Saison 1997/98


In dieser Klasse spielt unsere Erste Mannschaft auch in dieser Saison mit wechselndem Erfolg. Unsere Zweite mischt in der Spitzengruppe der Kreisliga A2 mit und die Dritte hegt in der Kreisliga B Aufstiegsabsichten. Und in der Kreisliga spielt unsere Vierte, zu der sich – so unser Sportlicher Leiter Hartmut Sietz – in der nächsten Saison noch eine weitere Mannschaft gesellen wird. Ein Blick in die Zukunft unserer Abteilung: Aushängeschild einer jeden Abteilung ist naturgemäß die erste Wettkampfmannschaft. Ziel unserer Ersten ist der Aufstieg in die Landesliga. Das ist insofern eine besonders schwierige Aufgabe, als die münstersche Konkurrenz in der Bezirksliga besonders groß und entsprechend die Rivalität ausgeprägt ist. Trotzdem ist das Ziel realistisch. Wir dürfen jedoch die Augen nicht davor verschließen, dass der zeitliche Aufwand, den über 30 ehrenamtliche Mitarbeiter des Abteilungsvorstandes allwöchentlich auf sich nehmen, für eine Bezirksliga-Mannschaft auf Dauer nicht zu halten sein wird. Neben der Ersten gilt die Vorstandsarbeit selbstverständlich dem Unterbau; d.h., den anderen Mannschaften in den unteren Ligen, ohne die eine erste Mannschaft eigentlich nicht existieren kann.

Werner Rabeneck