TuS-Coach Michael Evelt: "1:0 gefällt mir besser als 5:4"

MÜNSTER Während die meisten Amateurkicker noch vier Wochen Vorbereitung vor sich haben, geht es für den TuS Hiltrup bereits am Sonntag wieder in die Vollen. Das Nachholspiel beim SV Lippstadt bildet den Vor-Auftakt der Rückrunde, in der die Südstädter einige Weichen stellen wollen, ist aber auch gleichzeitig letzter Akt der Hinserie, in der der Westfalenligist den ersten Part des Umbruchs vollzogen hat. Im MZ-Interview spricht Trainer Michael Evelt über Gewinner, Perspektiven des Klubs und seine Zukunft.

Ist die Westfalenliga wirklich viel stärker als die Verbandsliga? Oder gilt das nur für Spitzenreiter Wiedenbrück?

Evelt: Ich sehe da schon ein paar richtig gute Mannschaften. Auch Rheine oder Lippstadt haben als Absteiger die Liga aufgewertet. Wiedenbrück steigt auf, wenn sich nicht 20 Leute verletzen. Aber andere sind stark im Kommen, etwa Emsdetten 05.

Trotzdem droht Langeweile.

Evelt: Sehe ich anders. Bis auf Wiedenbrück ist jeder schlagbar, das ist spannend. Und unten ist alles offen.

Werden Sie die Anteile anders gewichten, wenn der TuS gerettet ist?

Evelt: Ich sehe das zwiespältig und weiß noch nicht, wie ich das mache. Soll ich einem verdienten Mann wie Lars Anfang etwa sagen, er sitzt jetzt draußen, weil ich perspektivisch denke?

Könnten Sie sich Anfang oder Paul Lolaj in anderer Rolle im Verein vorstellen?

Evelt: Klar. Wir werden Gespräche führen, mit Rolf Neuhaus unter sechs Augen. Ich möchte ein Scouting-System installieren, da könnte ich mir Lars gut vorstellen.

Ist der erste Teil des Altersumbruchs zu Ihrer Zufriedenheit vollzogen worden?

Evelt: Absolut. Wir sind im Soll, haben aus den letzten sieben Spielen 16 Punkte geholt und mit der Zeit Kontinuität erhalten.

Wird der nächste Umbruch noch größer ausfallen?

Evelt: Das wissen wir noch nicht. Ich denke, dass die, die wir halten wollen, auch bleiben. Auf lange Sicht müssen wir aber noch konstanter werden. Dazu brauchen wir auch einige etablierte Leute.

Welchen Spielertyp hätten Sie noch gerne?

Evelt: Einen für die linke Seite, der am besten offensiv und defensiv spielen kann. Und einen Stürmer. Wenn die Verpflichtungen klappen, die wir anstreben, freue ich mich wahnsinnig auf die Saison.

Haben Peter Stöpel und Oliver Leifken auf Anhieb das Zeug zum Stammspieler?

Evelt: Ja, sie sind beide unsere Wunschspieler. Olli hat einen starken Körper, ist ein Arbeiter. Peter ist schnell, dynamisch, technisch gut. Er kann alles im Mittelfeld spielen. Ich möchte im Vorwärtsgang mit Raute spielen und defensiv mit Doppel-Sechs, das muss er dann lernen.

Wer ist neben Andy Fröbel für Sie der große Gewinner?

Evelt: Unsere Innenverteidiger gehören sicher dazu, Rainer Welke und Marcel Kirchhoff. Marcel hat einen großen Sprung gemacht, ihm kann ich auch sagen: Du bist kein Beckenbauer, das prallt an ihm ab. Im Training haben wir ihn einfach mal aus zehn Metern Hütchen abschießen lassen. Das hilft ihm bei der Präzision. Das Optimale hat auch er noch nicht erreicht.

Wie kam es zur Wandlung von der Torfabrik mit offenem Visier zur sattelfesten Truppe mit Ladehemmung?

Evelt: Das mannschaftstaktische Verhalten hat sich verbessert. Die Defensive haben wir im Vorjahr zu oft vernachlässigt. Und die Innenverteidiger räumen viel weg.

Ist Ihnen das so lieber?

Evelt: Ich war Abwehrspieler durch und durch. Ein 1:0 gefällt mir besser als ein 5:4.

Woran krankt’s vorne?

Evelt: Im Aufbau gibt’s Probleme. Tiefstehenden Gegnern können wir unseren Stempel nicht aufdrücken.

Tut es weh, dass zum TuS wenig Zuschauer kommen?

Evelt: Ja, denn das hat der Verein nicht verdient.

Warum ist das so?

Evelt: Preußen ist eben das Zugpferd der Stadt, das ist auch richtig so. Andererseits lockt Wolbeck auch Fans in Massen. Vielleicht müssen wir etwas in der Öffentlichkeitsarbeit tun.

Was ist mit Hiltrup auf längere Sicht möglich? Die NRW-Liga hätten Sie ja im Sommer gerne mitgenommen...

Evelt: Es passiert derzeit eine Menge, Stichwort Kunstrasen. Die Mittel reichen allerdings gerade aus, um sich in der Westfalenliga zu etablieren, vielleicht um in der Spitze mitzumischen. Die NRW-Liga wäre schön gewesen, ich weiß aber nicht, ob das alle im Verein sehen wollten. Es wäre logistisch eine völlig andere Hausnummer gewesen.

Also für immer Liga sechs?

Evelt: Das will ich nicht sagen. Es gibt Perspektiven. In den Jugendmannschaften wurden sehr gute Trainer installiert. Die spielen, auch in meinem Interesse, in der A-Jugend Viererkette. Sie werden prima auf den Seniorenbereich vorbereitet.

Und Ihre eigenen Pläne? Sind Sie 2013 eher in der Regionalliga oder Trainer im heimischen Senden in der A-Liga?

Evelt: Soweit denke ich nicht. Ich habe meine A-Lizenz gemacht, um meinen Horizont zu erweitern. Ich würde gern auch mal da trainieren, wo ich selbst gespielt habe, in der Oberliga. Das wäre wohl die NRW-Liga – am liebsten mit dem TuS.

Quelle: MZ Münster, 26. Januar 2009
(ab, 26.01.2009)