Mit Leidenschaft fürs Ehrenamt

Münster - Mit seinen Urkunden, die ihm in den vergangenen Jahrzehnten verliehen worden waren, könnte er locker Wände in seinem schmucken Heim dekorieren. Doch Hans-Hermann Böhm ist nicht eitel. Er mag das nicht. Der Hiltruper wirkt lieber im Hintergrund, das aber umso nachhaltiger. Wenn Böhm heute Abend für 50-jährige Mitgliedschaft im TuS Hiltrup geehrt wird, dann ist das auch eine Anerkennung für sein Lebenswerk. Denn seine ehrenamtlichen Dienste stellte er nicht nur dem TuS, sondern auch dem Fußballkreis Münster/Warendorf und darüber hinaus dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) in vielfältiger Weise zur Verfügung. „Die Arbeit hat mir immer großen Spaß gemacht. Ich habe viel investiert, aber auch eine ganze Menge zurückbekommen“, sagt der Jubilar.

Oft sind es Zufälle, die einen Lebensweg entscheidend beeinflussen. So jedenfalls war es bei Hermann Böhm. „Wenn mich damals jemand vom Gesangverein angesprochen hätte, dann wäre ich wohl dort gelandet“, erläutert der 70-Jährige. Böhm war gerade sieben Jahre alt, als er 1945 mit seiner Familie von Königsberg nach Lübeck übersiedelte. In Schleswig-Holstein absolvierte er eine berufliche Ausbildung in der Lackindustrie, ehe er 1958 nach Hiltrup umzog, weil er dort eine Anstellung fand. „Ich war kaum angekommen, da wurde ich angesprochen, ob ich nicht dem TuS beitreten wolle“, erinnert sich Böhm. Postwendend unterschrieb er am 1. Januar 1959 den Aufnahmeantrag. Seine aktive Laufbahn als Torhüter musste er jedoch schon 1961 im Alter von 23 Jahren beenden. „Die Knie machten nicht mehr mit. Ich wollte mich aber weiter sportlich betätigen. Deshalb habe ich als Schiedsrichter angefangen.“

Böhm blieb dem Amt bis 1998 treu. Doch rasch lernte man sein organisatorisches Geschick zu schätzen. Nicht nur beim TuS. Dabei hatte er sich nie aufgedrängt. „Wenn wir uns zum Kegeln verabredet hatten, dann schob man meistens mir den Zettel zu, um aufzuschreiben“, fügt der gebürtige Ostpreuße schmunzelnd an. Er wurde Geschäftsführer der Hiltruper Fußball-Abteilung, Mitglied des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses und schließlich Schiedsrichter-Beobachter im FLVW. „Zwischenzeitlich war ich für mehr als 300 Schiedsrichter zuständig. Das war schon mit sehr viel Vertrauen verbunden“, erzählt der langjährige Turnierleiter der Stadtmeisterschaften. Womit er einen Aspekt anspricht, der ihm stets besonders am Herzen lag: „Übt man einen verantwortungsvollen Beruf aus, dann will man diese Verantwortung auch auf sein sportliches Umfeld übertragen.“ Und wenn es darum geht, ein Ehrenamt im eigentlichen Sinn des Wortes auszufüllen, dann lieferte Böhm in mancherlei leuchtende Beispiele. „Als Vorgesetzter ist man immer auch Vorbild“, ist sich der 70-Jährige seiner Rolle bewusst. Was er damit meint? „In den vergangenen 50 Jahren habe ich von meiner Dienststelle nicht ein Telefongespräch geführt, das mit meinem Ehrenamt zu tun gehabt hat.“ Starke Worte, die ein bezeichnendes Licht auf den Charakter des Jubilars werfen.

Heute ist der passionierte Fußballer zwar nicht mehr in offizieller Funktion beim TuS tätig. Dafür hat er seine Liebe für das Brigde entdeckt. „Langsam muss ich daran denken, geistig fit zu bleiben“, umschreibt der rüstige Rentner eher scherzhaft seine Beweggründe, dem münsterschen Kartenklub beizutreten. Doch auch dort dauerte es nicht lange, ehe er in die Vorstandsarbeit eingebunden wurde.

Heute nun erhält das Hiltruper Ur-Gestein zum „50-Jährigen“ eine weitere Urkunde. Auch sie wird zu Hause wohl im Schrank verschwinden. Hans-Hermann Böhm reicht es, wenn nur er weiß, wo er sie findet.

VON HEINER GERULL, MÜNSTER

Quelle: WN Münster, 25. Februar 2009
(ab, 28.02.2009)