Die Basis „muckt“ nicht auf

WN-Bericht vom 01.04.2009 (Wilfried Sprenger)
Im Dialog: Verbandspräsident Hermann Korfmacher (re.) und Gundolf Walaschewski. Der Vorsitzende des FLVW-Verwaltungsrates moderierte die „Lokalkonferenz“ in
Everswinkel - Nein, so hoch wie bei manchem Treffen im Revier schlugen die Wellen diesmal nicht. Bei der „Lokalkonferenz“ in Everswinkel, zu der der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) Vertreter der Vereine aus den Kreisen Münster-Warendorf und Beckum eingeladen hatte, wurde überwiegend sachlich diskutiert. Und so verbrachte der zuletzt von der Basis oft gescholtene FLVW-Chef und DFB-Vizepräsident Hermann Korfmacher (Gütersloh) einen vergleichsweise entspannten Abend.
Themen gab es zu Genüge, besonderen Raum während der dreistündigen Veranstaltung nahmen das neu eingeführte Sonntagspiel in der Bundesliga, die angedachte Ligenstruktur sowie die Finanzierung der Sportschule Kaiserau und die Förderung des Jugendfußballs nach Wegfall der Toto-Einnahmen in Anspruch.
Beim Meinungsaustausch zum 15.30-Uhr-Spiel am Sonntag, das viele Klubs als weiteren Angriff auf den Amateurfußball sehen, bemühte sich Korfmacher um Sachlichkeit. „Ich finde das auch nicht prickelnd und kann die Leute, die sich Sorgen machen um ihren Verein, durchaus verstehen. Aber Premiere hat diese Sendezeit gewollt. Und die DFL, die die Rechte vom DFB gepachtet hat, hat zugestimmt. Das ist alles rechtens, erklärte Korfmacher. Im Plenum regte sich nur wenig Widerstand. „Ich hatte nichts anderes erwartet. Die Kreise im Ruhrgebiet mit den Bundesligisten vor der Haustür sind da ganz anders betroffen“, sagte der Vorsitzende des Kreises Münster/Warendorf, Norbert Reisener.
Wesentlich munterer ging es in der Everswinkeler Festhalle zu, als Hans-Dieter Schnippe, Mitglied im Verbands-Fußball-Auschuss, über mögliche Ligastruktur-Reformen referierte. „Die Spielklassen oberhalb der Kreisliga haben nicht mehr die Qualität, die wir uns wünschen. Wir müssen über eine Verschlankung reden, dies auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung“, meinte Schnippe. Seit längerer Zeit schon ist angedacht, die Landes- (von 5 auf 4) und Bezirksliga-Staffeln (von 15 auf 12) im Verbandsgebiet zu reduzieren. „Ich weiß nicht, ob genau das eintritt, aber irgendetwas kommt garantiert“, prophezeite Schnippe. Zeitlich mochte sich der Funktionär nicht festlegen. Eine Reform schon zur Saison 2009/10 schloss er aus.
Das letzte Wort hatte am Montagabend der Präsident. Um die Möglichkeiten an der Sportschule Kaiserau („Sie ist das Herz unseres Verbandes“) nicht einschränken zu müssen und die Nachwuchsförderung im FLVW nach dem Verlust der Toto-Einnahmen im gewünschten Maße aufrechterhalten zu können, stellte Korfmacher eine Anhebung der Vereinsbeiträge um 2,40 Euro pro Mitglied und Jahr zur Diskussion. Die Hälfte dieses Beitrages soll in eine Stiftung des Verbandes fließen. Die Versammlung reagierte mit Für und Wider. Und eigenen Vorschlägen. Ein Vertreter des Kreises Beckum stichelte gegen den Präsidenten: „Ich habe gesehen, dass sie heute im Mercedes und mit Chauffeur gekommen sind. Das geht auch anders, da ließe sich rasch Geld sparen.“ Korfmacher reagierte auf diese Spitze nicht. Bevor er davonbrauste, verabschiedete er sich stilvoll: „Nach der letzten Lokalkonferenz werden wir die Ergebnisse zusammentragen. Was dann wird, kann ich heute noch nicht sagen. Dazu zitiere ich den letzten großen deutschen Philosophen: Schaun mer mal.“
(kr, 17.04.2009)