Polenz pro Sport: "Säule der Zivilgesellschaft"

Die eine Seite sagt, der Sport kommt zu schlecht weg bei der Mittelvergabe aus dem Konjunkturpaket. Die andere Seite findet, Münster klage auf „sehr hohem Niveau“. Die eine Wahrheit also gibt es nicht, aber eine Notwendigkeit eint alle. Nämlich den Sportbetrieb nicht länger als ein isoliertes Jagen nach Punkten und Prämien zu begreifen. Denn der Sport ist, sagt Ruprecht Polenz, „eine Säule der Zivilgesellschaft.“Der Münsteraner und Bundestagsabgeordnete folgte als ausgewiesener Sportsfreund gerne der Einladung des Fußballkreises nach Hiltrup.
Hochkarätig besetzter Kreis
Hochkarätig besetzt war das Treffen beim TuS: Mit Klaus Jahn war der Vize des westfälischen Verbandes dabei und die einladenden Funktionäre Norbert Reisener (Kreisvorsitzender) und Heinz Waßmann (Ehrenamtsbeauftragter) begrüßten auch Sportamtsleiter Bernd Schirwitz, Dietmar Wiese (Geschäftsführer des Stadtsportbundes) sowie Sportausschuss-Mitglied Rolf Branse.
Die Stadt hat bekanntlich beschlossen, in welche Zusatzprojekte die Hilfsprogrammgelder fließen werden – von den 31,2 Millionen Euro sieht, argumentierte ja der SSB, der Sport zu wenig. Daran sollte und wollte Polenz (Foto) auch gar nicht drehen, aber wusste zu berichten, dass die Städte von einer Gesetzesänderung profitieren werden, die Investitionen in den Sportbereich ermöglichen. Bisher war das so klar nicht, bisher wurden die Bereiche Bildung und Sport bisweilen gegeneinander ausgespielt.
„Übergreifende Aspekte“ betonen
Polenz ist es  viel wichtiger, für eine Änderung einzutreten. „Wir müssen die übergreifenden Aspekte des Sports viel deutlicher machen – die Werte, die nichts zu tun haben mit den Dingen, die der Profisport in die Öffentlichkeit trägt.“ Ohne Sport zu leben hieße doch ohne Bewegung, ohne Gesundheit, ohne Wettbewerbserfahrungen, ohne soziale Kompetenz. „Eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung gibt es ohne Sport nicht.“
Dies klarer darzustellen und damit den Sport als Bildungsfaktor zu definieren, sei Aufgabe aller. Schirwitz nannte den Prozess die „neue Verortung des Sports unter dem Aspekt der Betreuung und Erziehung.“
Wenn dem so ist, muss der Sport in der Politik mehr Beachtung finden. „Die Landesregierung“, so FLVW-Vize Jahn aus Ibbenbüren, „geht nicht immer freundlich mit dem Sport um.“ Und was den Vereinen vor Ort zugemutet werde, sehe man in Hiltrup mit Blick aus dem Fenster: „Dass der TuS erheblich zuzahlen muss, um die Kunstrasenplätze zu bekommen, das darf einfach nicht sein.“
Ein Anspruch auf Unterstützung
Reisener, auf dessen Betreiben die Runde überhaupt erst zusammenfand, ist dankbar für die Unterstützung durch Polenz. „Dieser Kreis findet Gehör, da bin ich sicher. Wir hören hier ganz klar heraus, dass wir Anspruch auf Unterstützung haben.“
Heinz Waßmann, dessen Blick oft über enge Grenzen hinaus geht, plädiert für eine Initiative namens „Sport ist Bildung“, weil sich die Realität in den Klubs genauso darstellt. „Sonntagsreden hatten wir genug – jetzt müssen wir alle definieren, wohin wir uns entwickeln wollen. Die Gesellschaft hat doch dem Sport schon einen Bildungsauftrag übergeben.“ Die Vereine seien längst in Bereichen tätig, die andere Stellen schon verlassen hätten.
Dietmar Wiese kann ein Lied davon singen: „Der Sport ist mit einer Überbelastung konfrontiert. Wenn wir mehr Berücksichtigung fordern, dann ist das beileibe keine Luxus-Debatte.“ Thomas Austermann
(kr, 17.04.2009)