Respekt


Um das vorweg zu schreiben: Die Arbeit unserer Spiel- und Trainingsplangestalter nötigen mir großen Respekt ab. Als jemand, der diese Arbeit vor Jahren für unsere Fußballjugend erledigte, weiß ich, wovon ich rede, weiß ich, wie schwierig es ist, die gestellten äußeren Fakten, die vereinsinternen Bedingungen und die berechtigten Wünsche Einzelner und einzelner Gruppen adäquat zu erfüllen. Und um auch das vorweg zu schreiben: Das Nörgeln unserer Besserwisser kann ich nicht verstehen. Dabei meine ich nicht die sachgerechten sachlich vorgetragenen Veränderungsvorschläge, ich meine die unsachliche Kritik, die bisweilen geäußert wird. Und um dem entgegen zu treten, möchte ich hier mal einige Bedingungen nennen, die die Arbeite unserer Planer so schwierig machen.

Dafür ist zunächst die Größe unserer Abteilung verantwortlich. Ausweislich der letzten mir vorliegenden Aufstellung bestehen wir aus 36 Trainingsgruppen, von denen jede mindestens einmal pro Woche 90 Minuten trainiert, die meisten aber mehrfach pro Woche. Und jede dieser Gruppen stellt eine Mannschaft, die mindestens einmal in zwei Wochen in unserem Stadion auswärtige Gäste zum Meisterschaftsspiel empfängt. Dabei ist die Anzahl der 36 Trainingsgruppe nur eine Momentaufnahme: Per Saldo wechselten im letzten Sommer mehr Akteure zu unserem Verein, als dass Akteure uns verließen. Ferner reaktivierten sich viele, die uns nicht verlassen, wohl aber zeitweilig etwas abseits gestanden hatten. Zudem höre ich wöchentlich von weiteren Mädchen und Jungen, die sich uns anschließen oder sich uns anschließen wollen. So wachsen wir eher, als das wir schrumpfen. Und möglicherweise ist es so, dass wir zu der Zeit, in der ich diese Zeilen schreibe, bereits aus mehr als 36 Sportgruppen bestehen.

Diesem Wachstumsprozess mit einem Aufnahmestopp zu begegnen, halte ich für fragwürdig.

Dass so viele Sportlerinnen und Sportler zu uns finden, drückt doch deutlich aus, dass sie sich bei uns wohl fühlen und dass wir, nicht nur der Abteilungsvorstand, sondern alle Führungspersönlichkeiten, unsere Arbeit gut machen. So ist der Zulauf gleichzeitig Zuspruch für uns und Anlass zu Freude und Zufriedenheit. Und da wirkte eine Aufnahmestopp geradezu kontraproduktiv.

Ein Aufnahmestopp wirkte zweitens unserem gesellschaftspolitischem Auftrag entgegen. Unser TuS ist dazu da, Hiltruper Bürgern Sport zu ermöglichen. Auch aus diesem Grunde können wir uns folglich einen Aufnahmestopp nicht erlauben.

Und es gibt noch einen dritten Grund, wenngleich der vielleicht spekulativ klingt. Aber immerhin ist es ja durchaus möglich, dass sich neben uns ein neuer Fußballverein bildet, weil wir nicht genügend Spielmöglichkeiten bieten. Die Neugründung eines anderen Fußballclubs wäre jedoch sehr negativ für uns. Bei den politisch Verantwortlichen, in der Öffentlichkeit, gegenüber potentiellen Sponsoren könnten wir nicht mehr „mit breiter Brust auftreten“, wenn sich in unserem Ortsteil Konkurrenz etabliert hätte.

Wir sind also zur Größe verdammt und unsere Terminplaner zu fortdauernder Präzisionsarbeit.

Ihre Präzisionsarbeit ist auch notwendig aufgrund unserer Platzsituation.

Das Winterhalbjahr die Zeit, in der wir die meisten Spiele austragen - stellt unsere Planer vor großen Herausforderungen, weil wir nur über drei Spielfelder verfügen, die mit Flutlicht ausgeleuchtet werden können.

Sicher: Die Kindermannschaften spielen und trainieren dann in der Halle, bei mindestens 23 Jugendlichen- und Erwachsenenteams herrscht dennoch drangvolle Enge in Hiltrup-Ost und Hiltrup-Süd.

Und ändern werden wir das kurzfristig nicht. Zwar nagen wir nicht am Hungertuch, aber finanzielle Mittel zur Errichtung weiterer Flutlichtanlagen haben wir nicht. Und solche Mittel irgendwo locker zu machen, halte ich für illusorisch.

So bleibt also wiederum festzustellen, dass auch aus diesem Platzgrund höchste Konzentration der Terminplaner vonnöten ist.

Und da ist ja noch ein dritter Grund: die terminliche Belastung unserer Spielerinnen und Spieler. In erster Linie ist da zu nennen, dass unsere Schulen inzwischen zu Ganztagsschulen mutierten, so dass auch mit unseren Jüngsten ein Training vor 16.30 Uhr kaum abzuhalten ist. Klassenfahrten, Konfirmationskurse, sonstige schulische Veranstaltungen, auch künstlerische Kurse legen zudem unseren Mädchen und Jungen weitere Verpflichtungen auf - und uns die Aufgabe, unsere Termine flexibel zu organisieren.

Ganz schön beschwerlich ist es also, unseren Spiel- und Trainingsbetrieb so zu gestalten, dass alle unser Akteure zufrieden sind oder mindestens die meisten.

Beschwerlicher wird es aber dann noch, wenn neben den oben dargelegten rationalen Einengungen der Plangestaltung irrationale hinzukommen Und die hören sich dann beispielsweise so an: Immer schon sei es so gewesen, dass die Mannschaft um 18.30 Uhr mit dem Training beginne, da könne man es nicht verstehen, dass nun erst um 19 Uhr angefangen werden solle. In Süd sei man ja gänzlich außen vor und vermisse schmerzlich die Heimat Hiltrup-Ost. Der Boden in Hiltrup-Süd sei nicht so gut zu bespielen wie der in Hiltrup-Ost und auf Platz 3 könne man sich weniger gut entfalten wie auf Platz 2. Das Meisterschaftsspiel müsse verlegt werden, weil ein Stürmer fehle, und das andere Spiel könne gar nicht stattfinden, weil eine Geburtstagsfeier anstehe.

Ich meine, das muss nicht sein, liebe Fußballerin, lieber Fußballer.

Wir dürfen unsere Planer nur soweit belasten, wie es noch erträglich ist.

Und dazu sind alle aufgerufen!

Um Dein Verständnis bittend, grüßt Dich herzlich,

Dein
Epi Bördemann
- Vorsitzender -

(ab, 22.09.2012)