Niederlagen nutzen


Um das vorweg zu schreiben: für den großen Guru halte ich mich nicht, der von allem die große Ahnung hat, der zu jedem die richtigen Antworten oder Lösungen parat hat. Und belehren möchte ich hier niemanden, denn ich weiß schon, dass ich eigentlich sehr wenig weiß. Und trotzdem reizt es mich, zur Diskussion über das Problem beizutragen, wie man sich als Verantwortlicher verhält, wenn sein Team deftige Niederlagen hinnehmen muss. Dass die beiden hohen Niederlagen, die unsere Erste jüngst einfuhr, bewirkten, ausgerechnet jetzt die Frage auf die Agenda zu setzen, gebe ich gerne zu. Dass diese Misserfolge jedoch diese Frage erst aufwarfen, weise ich zurück. Denn in unserer großen Fußballabteilung sind Niederlagen, auch hohe Niederlagen in Serie, nicht so ungewöhnlich, dass man keinen Grund sähe, sich nicht damit auseinander zu setzen, wie man ihnen begegnen sollte.

Obwohl das eigentlich eine Normalität des Fußballspiels ist, dass man Niederlagen, manchmal auch recht deftige, bezieht, denn das ist ja gerade das Unberechenbare am Fußballspiel, dass der Schwache auch den Starken vorführen kann, bewirken diese Niederlagen häufig Verdruss und Frustation. Und dieses führt nicht selten zu recht ärgerlichen Reaktionen der Verantwortlichen der Mannschaft.

Nicht selten werden dann den Mannschaftsmitgliedern „die Leviten gelesen“. Ihnen wird vorgehalten, mangelnde Bereitschaft gezeigt zu haben, keinen Kampfgeist und keinen Siegeswillen. Über unzureichende Trainingsbereitschaft und über kaum vorhandenem Willen, die Anweisungen des Trainers in die Tat umzusetzen, wird geschimpft. Dieses umschreibt die Reaktion, die wohl am häufigsten praktiziert wird; wöchentlich kann man davon hören oder lesen.

Manche Trainer reagieren weniger extrovertiert, sondern wie die „beleidigte Leberwurst“. Weder wird direkt nach dem Spiel noch in der darauf folgenden Trainingswoche mit den Spielern privatim kommuniziert. Meinung und Anweisungen werden zwar sehr prägnant, aber bewusst unpersönlich vorgetragen, die Miene wird nicht verzogen, gelacht wird nie. Je nach Größe des Frusts bemisst sich die Länge dieser „Bestrafung“ durch den Entzug persönlicher Kontakte.

Und dann kenne ich noch eine dritte Reaktion von Mannschaftsverantwortlichen auf bittere Niederlagen: sie gehen nämlich auf diese Niederlagen nicht ein, sie tun so, als habe sie keinerlei Bedeutung, als habe es sie gar nicht gegeben.

Die ersten beiden der oben angedeuteten Reaktionen halte ich vor allem deswegen für falsch, weil sie bei den Sportlern Ärger und Frustation noch verstärken. Mit der zuletzt beschriebenen Reaktion kann ich mich nicht anfreunden, weil sie den jungen Sportlern keinerlei Maßstäbe dafür an die Hand geben, aus gemachten Fehlern zu lernen. Allen drei beschriebene Methoden zur Niederlagenbewältigung ist zusätzlich negativ anzukreiden, dass sie die möglichen Fehler der Mannschaftsleitung weitestgehend ausblenden.

Hast Du, liebe Leserin, lieber Leser, meine Ausführungen bis hierher aufmerksam gelesen, weißt Du, was ich nun unseren Teams zur Niederlagenbewältigung vorschlagen möchte: nämlich die ruhige und sachliche Analyse. Sie muss die gemachten Fehler und die gezeigten Schwächen klar und deutlich aufzeigen, sie muss aber auch die guten Momente und die gelungenen Aktionen benennen.

Schuldzuweisungen müssen sein, sie müssen aber vom Geist des Verstehens getragen und auch wirklich gerechtfertigt sein. Bei all' dem darf die Kritik nicht einseitig sein, darf nicht nur einige Teamteile treffen oder gar nur einzelne Akteure, muss also die Fehler aller nennen, auch die Fehler der Mannschaftsleitung.

Und dann muss die Analyse auch Wege aufzeigen, die Teamleistung und die individuelle Leistung der Akteure zu verbessern. Vor allem aber müssen an der Analyse alle Teile des Teams gleichberechtigt beteiligt sein.

Wenn Du nun sagst, dass diese Binsenweisheiten Dir hinlänglich bekannt seien, dann antworte ich, dass ich hier ja auch nichts Neues verkünden, sondern lediglich erinnern wollte an die Binsenweisheiten effektiver Mannschaftsleitung und an die alte Forderung, Niederlagen für Verbesserungen der Teamleistung zu nutzen.

Und damit grüße ich Dich herzlich, Dein
Epi Bördemann
- Vorsitzender -

Meine nächsten Sprechstunden In der Fußballabteilung:
Mittwoch, 10. Oktober, 17.30 - 18.30 Uhr
Donnerstag, 11. Oktober , 17.00 - 18.00 Uhr
Montag, 15. Oktober, 17.00 - 18.00 Uhr
Dienstag, 16. Oktober, 18.00 - 19.00 Uhr

(ab, 04.10.2012)