Qualitätsbündnis zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport


Unser TuS Hiltrup trat im Frühjahr diesem Bündnis des Landessportbundes bei. Die Delegiertenversammlung beschloss dieses fast einstimmig, und auch in den einzelnen Sparten- und Gruppenversammlungen zuvor gab es kaum jemanden, der nicht für diesen Beitritt gestimmt hätte. Fast alle unsere Mitglieder halten es für eminent wichtig, dass unsere Kinder und Jugendlichen vor sexuellen Übergriffen geschützt werden. Entsprechend positiv ist in unserem Verein die Akzeptanz für das Bündnis, welches sich zum Ziel gesetzt hat, sexualisierter Gewalt im Sport wirksam vorzubeugen und sie zu bekämpfen.

So weit – so gut und so positiv. Nun aber, da das Qualitätsbündnis von unseren Jugend- und Kindertrainern und -betreuern verlangt, eine siebenstündigen Fortbildung zu diesem Thema zu absolvieren, sinkt die Zustimmung bei den angesprochenen Personen meines Erachtens nach sehr stark. Dabei habe ich den Eindruck, dass die Betroffenen meinen, eine Fortbildung zu diesem Thema sei nicht notwendig. Niemand sei schließlich pädophil veranlagt, jeder pflege einen natürlichen Umgang mit den ihm Anvertrauten und außerdem verfüge jeder über ausreichende Kenntnisse zum o.g. Thema. Ehrlich gesagt, kann ich das nicht recht verstehen. Während es wohl niemand in Abrede stellt, dass sich Trainer und Betreuer tunlichst sportlich ausbilden lassen sollten, um den Jüngeren adäquates sportliches Üben zu vermitteln, halten sich viele im psychologischen Umgang mit Jugendlichen für die reinsten Naturtalente.

Ich befürchte, dass das eine irrige Meinung ist.

Ich glaube nämlich, dass man bezweifeln muss, als Erwachsener die Jugendlichen stets richtig zu verstehen. Ein Vierzehnjähriger von heute ist nämlich nicht so wie ein Vierzehnjähriger von vor zwanzig Jahren. Das wird mir heute erneut klar, wo ich Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“ lese, in dem aus dem Leben eines vierzehnjährigen Jungen berichtet wird. Dieser ist ganz anders sozialisiert als ich beispielsweise und vermutlich auch anders als ein Dreißigjähriger. Entsprechend unterscheiden sich auch die Verhaltensweisen und die psychische Struktur eines Jugendlichen von jenen eines Dreißigjährigen. Und somit müsste dieser, wenn er denn jugendbildnerisch tätig sein will, sich schon psychologisch schulen lassen, um dem Wesen junger Mensch gerecht zu werden.

Die angebotene Schulung ist aber aus einem zweiten Grund ebenso wichtig. Während meiner Zeit in der Schule erlebte ich es, wie ein Sportlehrer massiv bezichtigt wurde, sich sexuell gefärbter Übergriffe auf Jugendliche schuldig gemacht zu haben. Der Kollege war sich überhaupt keiner Schuld bewusst. Er habe normale Hilfestellungen bei Übungen gegeben, die Kinder und Jugendlichen sexuell zu belästigen, läge ihm vollkommen fern. Nach längeren Untersuchungen erwies sich das auch als richtig, dem Kollegen half das persönlich aber wenig: Immer wieder machte er sich Vorwürfe, sich der Gefahr seines Tuns nicht bewusst gewesen zu sein, seine eigenen Verhaltensweisen nicht genügend überprüft zu haben. Und genau das – so hoffe ich – bewirkt die oben beschriebene Fortbildung des Landessportbundes, dass nämlich jeder Teilnehmer lernt, sich der Wirkungen seines Tuns bewusst zu werden.

Aber noch aus zwei weiteren Gründen ist diese meiner Ansicht nach von großer Bedeutung. Einmal versichern wir dadurch unseren Kindern und Jugendlichen und deren Eltern, dass es uns ernst damit ist, unseren guten Standard in der Menschenführung beizubehalten. Wir möchten, so tun wir durch unsere Teilnahme an der Schulung kund, dass junge Menschen in unserem Verein vor sexuellen Übergriffen keine Angst zu haben brauchen.

Und wir leisten noch ein Weiteres. Indem wir uns nämlich schulen, verkünden wir gleichzeitig unseren Willen, pädophil veranlagten Menschen den Zutritt zu unserem Verein zu versperren. Und das ist, so meine ich, von großer Bedeutung, in einer Zeit, wo von pädophilen Verbrechen häufig in der Zeitung zu lesen ist.

Und darum, liebe Sportfreundin, lieber Sportfreund: Wenn du in der Ausbildung und Betreuung unserer Jugendlichen tätig bist, dann musst du dich auch pädagogisch und psychologisch ausbilden. Der Kurs im Rahmen unseres Qualitätsbündnisses zum Schutz vor sexualisierter Gewalt ist ein guter Anfang für diese Ausbildung. Ich bitte dich sehr, daran teilzunehmen.

Dein Epi Bördemann
- Vorsitzender -

… folgende Termine für eine Fortbildung stehen zur Wahl :
→ Sonntag, 21. September: 10 Uhr bis 18 Uhr, Stadthalle Hiltrup, Westfalenstraße
→ Samstag, 27. September: 10 Uhr bis 18 Uhr, Stadthalle Hiltrup, Westfalenstraße
→ Samstag, 01. November: 10 Uhr bis 18 Uhr, Deutsche Hochschule der Polizei, Am roten Berge
→ Samstag, 29. November: 10 Uhr bis 18 Uhr, Deutsche Hochschule der Polizei, Am roten Berge
Deine Anmeldung reiche ich weiter!

(ab, 12.09.2014)