Derbys und Fernreisen: Logistische Herausforderungen schrecken nicht


Münster - Der Fußballkreis Münster wächst auf einen Schlag um zehn Vereine an. Aus dem Südwesten stoßen Clubs aus den Gemeinden Senden, Ascheberg und Nordkirchen sowie den Ruhrgebietsstädten Werne und Selm hinzu, nachdem sich der bisherige Kreis Lüdinghausen aufgelöst hat. 73 Clubs mit aktiven Fußball-Abteilungen bilden nach heutigem Stand das XXL-Verbreitungsgebiet. Zunächst sollen sich aber alle Beteiligten kennenlernen.

Von Thomas Rellmann

Mehr als 78 Kilometer und fast 75 Minuten Autofahrt trennen künftig den südwestlichsten und den nordöstlichsten Zipfel des Fußballkreises Münster, die SG Selm und den SC Füchtorf. Zwischen den Sportplätzen des Werner SC und des SC Reckenfeld sind es auch weit über 60 Kilometer, die dank der A1 aber in einer Dreiviertelstunde zu bewältigen sind. Der FC Nord und der SV Süd treten womöglich ab und an – zumindest in Pokalspielen ist das denkbar – bei GW Westkirchen an.

So oder so – die neue Zusammensetzung mit dem Zuwachs aus dem alten Raum Lüdinghausen macht aus Münster einen XXL-Kreis. Aus politisch-topografischer Sicht kämpfen sogar Clubs aus sechs Verwaltungsregionen künftig um Punkte. Sie kommen aus den Kreisen Steinfurt, Coesfeld, Unna. Warendorf und Gütersloh und der kreisfreien Stadt Münster, die geografisch weiterhin das Zentrum bildet mit derzeit 33 im Fußball aktiven Clubs.

Der hier im Süden beheimatete TuS Hiltrup ist fast logisch Gastgeber des Kennenlernabends am Dienstag (10.2.), am Osttor liegt beinahe der Mittelpunkt des neuen Konstrukts. Dort, im Vereinsheim, treffen sich heute um 18.30 Uhr etwa 50 Vertreter der neuen Vereine mit dem Kreis-Vorstand, um sich zu beschnuppern, um Lösungsmodelle zu besprechen, um Ideen zu tauschen.

Dass logistisch auf die Funktionäre eine riesige Herausforderung wartet, dass Härtefälle und weite Anreisen vorprogrammiert sind, steht fest. Im Seniorenbereich sind mit dem Umbau der Kreisligen bereits Fakten geschaffen, die mit der Rückkehr zu zwei A-, drei B- und vier C-Ligen vor allem eine Regionalisierung, die Erhaltung von Derbys und den Schutz der Umwelt möglich machen. Im Juniorenbereich werden die Staffeln, auch in den Leistungsligen, ohnehin nach Mannschaftsstärke Jahr für Jahr neu zusammengestellt.

Auch hier sind weite Wege auf diese Weise recht einfach zu umgehen. Offen ist noch, welche Auswirkungen den Frauenfußball erwarten. Der Kreis möchte natürlich auch den neuen Vereinen, die derzeit teilweise bis nach Dortmund fahren müssen, eine Heimat bieten. Eine zweite Staffel ist eine Option. Derzeit finden Gespräche mit dem Verband statt, da Münster nur über einen Aufstiegsplatz verfügt und die Vergabe sich anders als bei den Herren noch nicht an der Anzahl der Mannschaften orientiert.

Wann und wie oft überhaupt mal ein Selmer Teambus nach Füchtorf reisen muss, steht also in den Sternen. Dafür kündigen sich neue Lokalduelle an. VfL Senden gegen Concordia Albachten verspricht kurze Anfahrten, ebenso BW Ottmarsbocholt gegen den SV Bösensell. Zwischen Davaria Davensberg und GW Amelsbüren sind es auch nur zwei, drei Katzensprünge.

Der TuS Ascheberg freut sich auf Partien gegen den SV Rinkerode und der SV Herbern verspricht sich Charme von den Begegnungen mit dem SV Drensteinfurt oder dem TuS Hiltrup – umgekehrt ist das ähnlich. Die Vereine aus Münster müssen ab Sommer ohnehin keine viel weiteren Reisen einplanen. Zum SC Capelle ist die Strecke für die meisten auch nicht weiter als zu BW Beelen oder zum TSV Ostenfelde.

Der Kreis ist von der Anzahl der Kreisligisten künftig also die Nummer vier, die Ausdehnung reicht dann vom nördlichen Ruhrgebiet bis in die Ausläufer Ostwestfalens. Das Herz soll das Münsterland bleiben.

Quelle: WN Münster

(ab, 10.02.2015)