Entscheidend ist der Ballbesitz und Kreativität um möglichst viele Torchancen herauszuspielen


Aufzeichnung eines am 3. Februar 2015 geführten Gesprächs mit dem Trainer unserer A1-Jugendmannschaft Omid Assadollahi

Mit zwei Siegen starteten unsere A1-Jugendlichen in die Rückrunde der Saison, die so das Ziel ihres Trainers besser werden soll als die Hinrunde. Und er habe das gute Gefühl, dass das auch gelingen könnte. „Das Potential dafür hat die Mannschaft“, sagt er, „wenn nichts dazwischen kommt, dann bin ich mir sicher, dass wir das auch schaffen. Man merkt, es ist eine positive Stimmung in der Mannschaft. Wir gewannen ein Vorbereitungsspiel gegen eine Landesligamannschaft souverän 3:0 und gegen den Bezirksligisten Lohauserholz 7:1. Und auch während der Stadtmeisterschaften boten wir eine absolut gute Mannschaftsleistung und erhielten positive Kritik von den Trainerkollegen der anderen Teams.“

„Ich habe mir geschworen, über den Aufstieg nicht zu reden“, sagt Omid. Und auch mein Hinweis, seine Mannschaft belege doch den dritten Tabellenplatz und habe nur vier Punkte Rückstand auf den Tabellenführer, verführt ihn nicht dazu, von diesem Vorsatz abzuweichen.

Zu den Stärken und Schwächen seines Teams gibt er allerdings dezidiert Auskunft: „In der Defensive liegt unsere besondere Stärke. Wir haben von allen Teams unserer Bezirksliga die wenigsten Gegentore kassiert. Und auch im Spielaufbau machen wir gute Fortschritte, im Mittelfeld haben wir sehr gute Leute. Unser großes Problem ist unser Sturm. Wir haben zu viele Chancen liegen gelassen, wir haben einfach keine richtigen Knipser.“ Gäbe es die in seiner Mannschaft, er sei sicher, dass sie kein Spiel der Vorrunde verloren hätte. „Denn die zwei Niederlagen kassierten wir nur, weil wir die Tore nicht gemacht haben. Denn irgendwann in einem Spiel kassierst du Gegentore, wenn du selbst keine Tore machst. Wir trainieren das Offensivspiel immer wieder. Und beim Training klappt es auch. Aber Stürmertypen müssen geboren sein, Stürmer kannst du nicht einfach bestellen, du kannst nicht einfach sagen: ´So, du machst jetzt ´mal die Tore`. Aber so ist das nun ´mal: Unsere Stärken sehe ich in der Defensive und im Mittelfeld, unser Sturm ist halt unser Problem.“

Ob man solche Schwächen durch Training beheben könne, frage ich ihn, oder ob man sie einfach hinnehmen müsse. „Nein“, antwortet er, „man sieht ein spielerisches Problem und man muss versuchen, das zu beheben. Und das versucht man durch Trainingsmethoden. Ich habe zum Beispiel Einzeltraining mit den Stürmern gemacht, und manchmal hat das auch geholfen wie beispielsweise im Spiel gegen Lohauserholz, da hat einer unserer Stürmer vier Tore gemacht. Doch im nächsten Spiel kann es dann passieren, dass er kein Tor schießt. Wir versuchen, unser Sturmspiel zu trainieren, ob das aber Erfolg hat, das können wir nicht wissen. Aber wenn es so einfach wäre, wenn man alles trainieren könnte und das würde fruchten, dann hätten viele Trainer wohl keine Probleme mehr.“ Für Omid ist gutes Training das A und O des Fußballspiels. Gewiss sei das auch eine Frage des Talents, gute Schulung durch qualifizierte Trainer sei aber unabdingbar für die Heranbildung guter Fußballer. Wenn die Kinder zehn Jahre alt seien, müsse diese Ausbildung beginnen. Dabei seien grundlegende Fertigkeiten immer wieder zu üben, Ballannahme und Ballmitnahme etwa und das Kurzpassspiel. Und auch Bewegungsabläufe und Laufwege auf dem Platz müssten ständig geprobt werden, um sie zu Automatismen zu machen. Allerdings müssten auch Alternativen parat sein, „denn die anderen Mannschaften haben auch auch gute Trainer und wenn die sehen, dass man immer nach gleichem Schema spielt, stellen die um und machen die Wege zu“.

Mit dem Trainingslager seiner A1 vom 30. Januar bis zum 1. Februar ist Omid sehr zufrieden: „Wir absolvierten mehrere Trainingseinheiten, haben gemeinsam gegessen, einen Spaziergang gemacht und Fußball im Fernsehen geguckt. Es war sehr erfolgreich.“

„Ein Trainer im Leistungsbereich muss ein Ziel haben“, antwortet er, als ich ihn nach seinen wichtigsten Aufgaben frage, „und er muss seine Jungen so weit motivieren, dass sie mitmachen, dass sie alles geben, ob die Mannschaft Tabellenführer ist oder Tabellenletzter.“ Und dann käme es sehr darauf an, dass alle - Trainer, Co-Trainer, Spieler - miteinander daran arbeiteten, dieses Ziel auch zu erreichen. Dabei müsse man die Leistungsansprüche allerdings realistisch anpassen, an das vorhandene Leistungspotential der jungen Spieler: „Man kann nicht Ansprüche stellen, die die Jungs gar nicht erfüllen können. Aber man kann wohl von ihnen verlangen, dass sie ein paar Prozent mehr aus sich herausholen.“

Wichtigste taktische Voraussetzung erfolgreichen Fußballspiels ist für ihn der Ballbesitz und Kreativität um möglichst viele Torchancen herauszuspielen. „Die Mannschaft, die in Ballbesitz bleibt, die bekommt auch viele Chancen“, sagt er und ergänzt: „Wir wollen den Ball behalten, so lange es geht. Und ich sage meinen Spielern immer wieder: Bevor du einen Fehlpass spielst oder wenn du dir nicht sicher bist, dann spiel lieber hinten herum zum Mitspieler. Denn jeder Ballverlust ist ein Chance für Gegner gefährlich zu werden. Ich ermuntere meine Spieler neue Ideen zu entwickeln, denn nur so ist man auf Dauer torgefährlich.“

Omid lobt die Zusammenarbeit mit Paul Lolai, dem Co-Trainer des Teams. Ihnen beiden gelänge es, die Jungen gut und nach deren persönlichen Fähigkeiten und Eigenarten zu führen und zu formen. Die Jungen seien diszi pliniert und gäben sich fußballerisch sehr viel Mühe. „Und deshalb spielen wir relativ erfolgreich“, sagt er zur Bestätigung des zuvor Gesagten.

Dass es gelungen sei, für die meisten Jugendteams qualifizierte Trainer zu gewinnen, bewertet Omid als gut und hilfreich für die Weiterentwicklung unseres TuS-Fußballs. Und er ist der Meinung, dass erneut zwei oder gar drei Spieler unserer A1 den Sprung in unsere erste Mannschaft schaffen können. „Natürlich müssen die hart an sich arbeiten, denn es ist ein riesiger Unterschied zwischen A-Jugendbezirksliga und Senioren-Westfalenliga, aber die können es schaffen.“ Die Zusammenarbeit zwischen den Trainern der Senioren und ihm bezeichnet er als sehr positiv. Martin Kastner beobachte die Spiele der A1, man tausche sich aus über die spielerische Entwicklung der A-Jugendlichen und einige besonders talentierte Jugendspieler trainierten schon gelegentlich in der Ersten mit. Auch die Zusammenarbeit mit Sven Kleine-Wilke, dem Trainer unserer zweiten Mannschaft, bezeichnet Omid als gut. Man dürfe aber nicht verkennen, „dass unsere Zweite momentan Kreisliga B spielt. Und das ist schwierig, unseren Jungs zu vermitteln. Und daher hoffe ich, dass die Zweite aufsteigt in die Kreisliga A und in zwei, drei Jahren in die Bezirksliga. Und dann könnten wir im TuS eine U23-Mannschaft bilden, das wäre ideal.“ Trotz dieser Bedenken ist er zuversichtlich, Spieler unserer A1 fürs Spielen in der Zweiten gewinnen zu können.

An den Zuständen in der TuS-Fußballabteilung kritisiert er, dass die Leistungssportmannschaften hinsichtlich der Trainingsplatzzuweisung zu wenig bevorzugt werden gegenüber den Breitensportmannschaften. Er plädiert dafür, dass die Leistungssportmannschaften allesamt in Hiltrup-Ost trainieren und nicht nach Hiltrup-Süd ausweichen müssen. „Ja, und dann hoffe ich, dass das Bekleidungskonzept der Fußballjugend klappt“, merkt er kritisch an und ergänzt: „Darüber war ich erschrocken, als ich nach Hiltrup kam. Ich dachte, es sei alles gut geregelt mit der Materialbeschaffung, und merkte dann, dass nichts geregelt war. Das war das, was mir anfangs sehr negativ aufstieß.“

Bevor Omid zu uns kam, trainierte er die erste Mannschaft des SC Gremmendorf. Dort sah er jedoch nicht die Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung und entschloss sich daher zu uns zu wechseln. In der Jugendzeit spielte er bei TSG Dülmen und trainierte als A-Jugendlicher in deren Regionalmannschaft mit. „Sogar zu einem Spiel durfte ich mitfahren, weil die zu wenig Spieler hatten. Da saß ich allerdings nur auf der Bank und habe nicht mit gespielt.“ Als Senior spielte er dann später als defensiver Akteur bei Greven 09 in der Landesliga, bei Fortuna Seppenrade in der Bezirksliga und dann zum Schluss seiner Aktivenzeit noch zwei Jahre bei SC Gremmendorf.

Konflikte mit seiner Mannschaft löse er, indem er das Gespräch suche. Dabei achte er stets darauf, dass es zu keiner unangemessenen Verbrüderung käme zwischen ihm und den Jugendlichen. Auch achte er darauf, stets die Wahrheit zu sagen. Und sehr wichtig sei es ihm, dass seine begründete Meinung von den Jugendlichen auch akzeptiert würde.

Der 40-jährige Omid besitzt die C-Lizenz Leistungssport und bildet sich alle zwei Jahre in Lehrgängen in der Sportschule Kaiserau fort. Ferner liest er regelmäßig neue Fachliteratur und führt häufig fachliche Gespräche mit Trainerkollegen. Omid wurde im Iran geboren und lebt seit 1987 in Deutschland. Er ist verheiratet und hat einen 9-jährigen Sohn und eine 11-jährige Tochter. Er arbeitet in der Betriebsleitung bei Osmo-Color in Münster. Er geht gern ins Kino und liest gern Romane. Er verabscheut Lügen und hasst es, wenn jemand zu irgendetwas seine Meinung herausposaunt, ohne sich über die Sache vorher genau zu informieren.

Und er ist „natürlich“ Fan von Bayern München. Das war er schon als achtjähriger Junge im Iran.

Epi Bördemann

Quelle: TuS Aktuell Nr. 9

(ab, 21.03.2015)