Wir dürfen uns die Zukunft nicht versparen


„Is ´t lau, dann jau“, so kommentierte ein nicht unbedeutendes Mitglied unserer Fußballabteilung meinen Bericht über die gelungene Saisoneröffnungsfeier der Trainer und Betreuer und Mitarbeiter der Fußballjugend. Wenn nicht Kritik, so enthält dieser Kommentar mindestens die deutliche Missbilligung, dass die Betroffenen stets nur dann wie Nassauer zu Veranstaltungen kommen, wenn es dort etwas umsonst gibt, und dass sie sich sonst einen feuchten Schmutz darum kümmern. Diese Missbilligung ärgerte mich, weil ich sie nämlich zumindest im Falle der eben gewesenen Feier der Fußballjugend als unzutreffend empfinde und weil ich zweitens der unbedingten Auffassung zuneige, dass eine Vereinsgemeinschaft nur dann richtig gut funktionieren kann, wenn derartige Feiern regelmäßig stattfinden.

Dieses erläuterte ich unserem Kritiker in drei Punkten. Und weil ich die für sehr wichtig halte, möchte ich sie hier referieren.

Zuerst sei gesagt: Die Bemerkung unseres Kritikers ist pauschal und sie ist bar jeder Kenntnis über Motive und Beweggründe und über die Lebensumstände der bei der Feier Anwesenden. Und schon aus diesen Gründen ist sie zurück zu weisen. Gewiss mag es auch bei uns Kameraden geben, die nur dann zu Veranstaltungen erscheinen, wenn sie aus der eigenen Tasche nichts dafür bezahlen müssen. Aber erstens ist mit nichts bewiesen, dass jeder so denkt, und zweitens ist überhaupt nicht in Betracht gezogen, dass wir etliche Mitarbeiter in unseren Reihen haben, die sich noch in der Ausbildung befinden und die daher schon überlegen müssen, wo und wann sie ihr Geld ausgeben können. Und weitere Mitarbeiter werden das abwägen müssen aufgrund ihrer persönlichen Lebensumstände. Ihnen allen pauschal Lauschepperei vorzuwerfen, halte ich für unzulässig, ja unkameradschaftlich. Sie muss daher zurück gewiesen werden.

Gewiss wären weniger Mitarbeiter zur Saisoneröffnung gekommen, wenn jeder seine Speisen und Getränke hätte selber zahlen müssen. Was wäre jedoch daran verdient gewesen? Außer der Ersparnis etlicher Euro wahrscheinlich nichts. Im Gegenteil: Wahrscheinlich wäre uns Verlust entstanden, weil etliche Mitarbeiter sich als Außenstehende und Nichtanerkannte hätten empfinden können, als solche, denen der Verein nicht einmal den schuldigen Dank erstatten wolle.

Und das wäre ein unverzeihlicher Fehler. Wir alle, die wir gemeinnützig für irgend eine Sache oder eine Idee aktiv sind, wir alle erwarten dann und wann mindestens den schulterklopfenden Dank des jeweils Nächsten. Schauen wir uns doch um: Es ist eine regelrechte Dankkultur entstanden. Der Staat bedankt sich bei verdienten Bürgern, das Land, die Stadt, die Verbände und Vereine. Sie alle danken beständig mit Orden und Ehrenzeichen, mit Urkunden und Plaketten und halten so ihre Helfer und Aktiven bei guter Laune.

Und daran sollten wir uns nicht beteiligen? Auch wir müssen uns bei unseren Mitarbeitern bedanken für all ihren Einsatz und all ihr Engagement. Und das kann uns ganz vorzüglich gelingen durch ein zünftiges Fest, durch eine fröhliche Saisoneröffnungsfeier beispielsweise. Hierdurch können wir uns gebührend bedanken bei allen Helfern und nicht nur bei einzelnen, denen wir beispielsweise eine Nadel anhängen. Und zudem erzeugen wir nicht Neid und Missgunst, der aufkommen kann, wenn jemanden eine Plakette verliehen wird, die jemand anderer genauso verdient zu haben meint.

Um allen Beteiligten gerecht zu werden und um allen Verdienstvollen zu danken, darum ist eine zünftige Vereinsfeier also mindestens sehr hilfreich, wenn nicht gar unbedingt vonnöten. Und noch aus einem dritten Grund gilt das: Wir alle wissen, dass zumeist im Austausch der Gedanken vieler die besten Ideen geboren werden. So ist´s in der Tat, wie Heinrich von Kleist einst treffend beschrieb: Unsere Gedanken ordnen sich beim Sprechen, stoßen in uns zunächst unbekannte Regionen vor und bescheren uns so neue Horizonte. Und wenn das schon nach Kleist bei monologisierendem Sprechen funktioniert, um wie viel höher ist dann das Potential bei Gesprächen unter Gleichgesinnten. Und so liegts auf der Hand: Auch um Innovationen zu gewinnen, ist eine Vereinsfeier notwendig. Sie ist also eine Investition in die Zukunft unseres Vereins, eine mutmaßlich lohnende Investition.

Und da sollten wir uns geizig zeigen, nur weil wir sparen wollen? All das sollten wir verschmähen, nur weil sich eventuell ein paar Lauschepper den Hals vollschlagen?

Nein, habe ich unserem lieben oben zitierten Sportfreund gesagt, das sollten wir nicht tun, weil wir dann nämlich Gefahr laufen, die Zukunft zu verspielen. Und ich war froh, dass er mir zustimmte. Und das erhoffen ich nun auch von dir, liebe Leserin, lieber Leser.

Herzlichst, dein Epi Bördemann
- Vorsitzender -


Die nächste Sprechstunde unseres Vorsitzenden ist
am Donnerstag, 22. September ab 17.30 Uhr,
im Büro der Fußballabteilung

(ab, 16.09.2016)