Integration ist Normalität


Fußballfreund, kommst du ins TuS-Fußballstadion, ob zu Spiel oder Training, so wirst du stets unschwer erkennen, dass in unseren Sportgruppen - vor allem in unseren Jugend- und Kindermannschaften - viele mitspielen, die sichtlich nicht unserem mitteleuropäischen Kulturkreis entstammen. In unseren Teams sind viele junge Menschen aktiv, deren Familien in Süd- oder Osteuropa wurzeln, auf dem Balkan oder in Nordafrika oder im vorderen Orient.

Getreu unserem Leitspruch, dass jeder bei uns Sport treiben und dadurch soziale Sicherheit erlangen kann, haben wir stets seit dem Zweiten Weltkrieg auch jenen fremden Menschen eine Heimstatt geboten, die aufgrund kriegerischer Ereignisse oder durch wirtschaftliche Erfordernisse den Weg zu uns gefunden hatten. Ob das die Flüchtlinge aus dem deutschen Osten waren oder die Gastarbeiter aus dem europäischen Süden, ob es die Spätaussiedler aus Osteuropa waren oder die Asylbewerber vom Balkan, stets fanden sie alle hier Anschluss, wenn sie das denn wollten. Und stets fühlten sie sich schon recht bald danach sichtlich wohl im blauweißen Dress.

Dass unsere Mannschaften stets auch davon profitierten, spielerisch-sportlich und geistig-intellektuell, erwähne ich hier nicht nur am Rande, sondern aus echtem Bedürfnis. Nur Weltoffenheit, so meine ich, befähigt uns nämlich zur Weltbewältigung. Und darum müssen wir jede Chance zu dieser Weltoffenheit auch nutzen.

Und das, so meine ich, tun wir auch heute noch, wenn wir der aktuellen Flüchtlingswelle positiv begegnen und wenn wir den neu hinzugezogenen Menschen Integration eröffnen. Wieder, wie in den früheren Jahren, helfen wir auch aktuell dabei mit.

Nur einige Beispiel will ich nennen. Im Herbst 2015 erschienen acht junge Männer, die in Gremmendorf eine Heimunterkunft gefunden hatten, zu unserem Training. Und Nico Appelhoff und Sven Kleine-Wilke ermöglichten ihnen das Mittrainieren. Wenig später wünschten sich mehrere junge Männer aus der Unterkunft im Haus Heithorn gemeinsames Fußballspiel auf richtigen Fußballplätzen. John Russell verwirklichte das mit ihnen. Und etliche Jungen und zuletzt ein achtjähriges Mädchen brannten darauf, Fußball im Team zu spielen, und fanden in unseren Mannschaften sportliche Heimstatt. Und Rolf Neuhaus´ Bemühungen, einem jungen Flüchtling die für ihn passende Mannschaft zu finden, soll hier nicht unerwähnt bleiben.

Durch meine Mitarbeit bei der Flüchltlingskoordination Hiltrup wird mir jeweils bekannt, wenn sich Flüchtlinge das regelmäßige Sporttreiben in einem Verein wünschen. Und bisher gelang es mir, ihnen diesen Wunsch zu erfüllen, sie in Sportvereine zu vermitteln, nicht nur in unseren TuS-Fußball. Zur Zeit weiß ich von keinem weiteren neuen Mitbürger in den Unterkünften in Haus Heidhorn oder in Hiltrup-Ost, dass er Vereinssport sucht. Lediglich von einem jungen Mann dort weiß ich, dass er gern in unserem Team zur Stadionpflege mitarbeiten möchte. Aber da sind arbeitsrechtliche Bestimmungen zu beachten; der Wunsch des jungen Mannes ist somit nicht so leicht zu erfüllen wie das Ermöglichen von sportlicher Aktivität.

Wenn Du fragst, liebe Leserin, lieber Leser, warum ich erneut über unsere Bemühungen um Flüchtlingsintegration schreibe, wo ich das unlängst doch schon einmal tat, entgegne ich, dass ich antworten will auf einen Bericht von Uwe Niemeyer in der Münsterschen Zeitung vom 22. Oktober. Dort wird dargelegt, dass nur zwei Vereine des Fußballkreises Münster ein Sonderprojekt der Egidius-Braun-Stiftung zur Flüchtlingsintegration nutzten, und dass das doch verwunderlich sei.

Das ist es allerdings wohl nicht, zumindest nicht bezüglich der Situation in Hiltrup. Hier ist zur Zeit weitere Nachfrage von Flüchtlingen nach sportlicher Betätigung im Verein nicht erkennbar, womit auch die Durchführung des Sonderprojekts der Egidius-Braun-Stiftung nicht notwendig erscheint. Auch für die dort avisierte Anschubfinanzierung zur Flüchtlingsintegration sehe ich für uns kaum Bedarf: Eltern spendeten viele gute und brauchbare Sportkleidung und um die manchmal notwendigen Zuschüsse für Jugendliche aus sozial schwachen Familien, auch aus Asylbewerberfamilien, kümmert sich schon seit Jahren sehr erfolgreich Hugo Forsthövel.

Es sind aber noch ein paar weitere Gründe, die mich vorsichtig machen, ein solches Sonderprojekt wie das der Egidius-Braun-Stiftung zu starten. Da ist zunächst die Angst, dass wir den erhöhten Personalaufwand zur Durchführung des Projekts nicht werden stemmen können, wo doch schon für unseren Normalbetrieb viele Aktive an vielen Ecken fehlen. Sorgen bereitete mir auch, dass die Ausländergruppe eines Sonderprojekts zu einer Separatgruppe werden könnte, dass die Integration also deutlich verfehlt würde. Und ferner befürchte ich auch, dass unser Bemühen um die Ausländergruppe auch von einigen unserer Vereinsmitglieder mit Vorbehalt oder auch mit Ablehnung begegnet würde. Denn wir spiegeln ja gewiss unsere deutsche Gesellschaft, in der eben längst nicht alle Menschen den ausländischen Zuzüglern positiv gegenüber stehen.

Und so halte ich es schon für wirkungsvoller, die Integration aller Menschen in Hiltrup quasi als Normalität zu betreiben und nicht durch herausgehobene Besonderheit.

Und damit hoffe ich, dich auf meine Seite zu ziehen und in dir einen Mitstreiter für diese Integration zu gewinnen.

Und somit grüße ich dich herzlich, Dein

Epi Bördemann
- Vorsitzender -

Die nächste Sprechstunden unseres Vorsitzenden sind
am Donnerstag 10. November ab 17.00 Uhr sowie
am Dienstag, 15. November ab 18.30 Uhr
im Büro der Fußballabteilung

(ab, 05.11.2016)