Mir schwante Ungemach


Auf dem Bahnsteig im Kölner Hauptbahnhof stand eine große Menge rotweiß gewandeter Menschen, sie lachten und scherzten miteinander, einige riefen sich einander Grüße zu, andere schwenkten rot-weiße Fahnen und wieder andere, die in Gruppen eng beieinander standen, stimmten Gesänge an. Und alle drängten auf unseren Zug zu, als der zum Stehen gekommen war. Und wenige Minuten später war unser Zugwagen, zuvor nur mit uns und zwei Männern besetzt, voller Menschen, die, in Ermangelung von Sitzplätzen, auch zwischen den Sitzen standen oder sich auf den Boden legten.

Sofort war es laut im Zug: Man rief einander Aufmunterungen und Zuversicht zu. Ghettoblaster wurden aufgedreht und überlauter köllscher Frohsinn erscholl. Einige unserer neuen Reisegefährten klatschten dazu rhythmisch oder stampften mit den Füßen oder sangen lautstark mit. Und die ersten Bierflachen wurden zischend geöffnet.

Kurz: Wir waren plötzlich unterwegs mit Fußballfans des Kölner FC zum Pokalspiel beim Hamburger SV.

Mir schwante Ungemach: Ich erinnerte mich nämlich eines Erlebnisses vor einigen Jahren in einer Straßenbahn in Gelsenkirchen. Vom Stadion in die Innenstadt fahrend, war ich in eine Gruppe sichtlich alkoholisierter und zudem ob der Niederlage ihres Teams frustrierter Stadionbesucher geraten. Und deren Zorn hatte ich auf mich gezogen durch die Bemerkung, dass das gegnerische Team zumindest nicht unverdient gewonnen habe. Sofort war ich außen vor und sofort wurde ich unsachlich angeschrieen: Ich hätte keine Ahnung, ich sei ein Arschloch, ich sollte das Maul halten: Und im Übrigen sollte ich mich rasch verpissen, wenn ich nicht ´n paar Maulschellen einfangen wollte. Und als mir dann jemand an den Hals griff, verließ ich verängstigt fluchtartig die Straßenbahn.

Diese unguten Erinnerungen kamen mir angesichts der rotweiß gekleideten Menschen im Zug nach Hamburg. Mein erster Reflex war, das Abteil zu verlassen, weil ich Angst bekam. Doch wo sollten wir hin? Überall im Zug waren ja die rotweißen Truppen und lärmten. Also entschlossen wir uns dazu, still auf unseren Plätzen auszuharren und alles zu unterlassen, was die Aufmerksamkeit der neuen Mitreisenden erregen könnte.

Dann kam der Fahrdienstleiter und gebot deutlich und ohne Widerstand zuzulassen „Zimmerlautstärke“. Und, oh Wunder, die FC-Anhänger gehorchten: Sie stellten ihre Recorder leiser, sie unterhielten sich in manierlicher Lautstärke.

Und sie wirkten plötzlich sympathisch: Sie wägten die Chancen ihres Teams für das abendliche Spiel ab, sie nannten seine Stärken und Schwächen. Und sie äußerten Respekt vor den Stärken des Gegners. Auch planten sie Aktionen, mit denen sie ihr Team von den Rängen aus Unterstützung signalisieren könnten. Denn, und das nahmen sich sich fest vor, sie wollten ihre Mannschaft zum Siegen treiben.

Das ließ mich denken an Olli, dem Sohn eines Kegelfreundes. Der ist glühender Anhänger von Schalke 04. Er hat in dieser Eigenschaft alle Stadien der Bundesliga besucht. Und er hat in all´ diesen Stadien gemeinsam mit Gleichgesinnten Zeichen gesetzt durch choreografisch ausgefeilte Aktionen in der Stadionkurve oder auf den Stadionrängen. Dabei haben sie ihre Anhängerschaft zum FC Schalke zwar nie verheimlicht, sie haben aber auch Fairneß, sportliches Verhalten und Respekt vor den Gegnern propagiert.

Und genau das erlebte ich nun wieder im Zug, der nach Hamburg rollte. Ich bin dankbar dafür, denn es zeigte mir wieder einmal recht deutlich, dass der Fußballsport, auch der in der Bundesliga, eine ganz tolle Sache ist, bei dem nicht nur die Radaubrüder und Chaoten auf den Rängen das Sagen haben, sondern vielmehr, weil ihm Menschen anhängen, die man gern zum Freunde hätte, weil sie nett und sympathisch sind und rücksichtsvoll empfinden können.

Und genau das bewies sich, als unser Zug Münster erreichte: Als sie bemerkten, dass wir aussteigen wollten, trugen zwei rotweiß gekleidete FC-Fans unsere Koffer auf den Bahnsteig.

So, mit verstärktem Glauben an die Fans des Fußballs, grüße ich herzlich,

Euer Epi Bördemann
- Vorsitzender -

Unser Vorsitzender steht jedem mit Rat und Tat zur Seite.
Wer das Gespräch mit ihm sucht möchte,
bitte telefonisch oder per Mail einen Termin ausmachen:
02501-7282 - 0152-07211686

Quelle: TuS Aktuell Nr.10

(ab, 18.02.2017)