Bleib ruhig, Kumpel


Das war mir während meiner Berufszeit eherner Grundsatz: Lernschwächen und negative Verhaltensweisen kann man nicht überwinden oder abstellen, indem man pauschal mangelnde Lernfähigkeit oder negative Verhaltensdisposition attestiert und allgemein Fleiß und anständiges Verhalten verlangt. Ich habe in Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern und deren Eltern dann stets beispielhaft ausgeführt: Wenn bei einem Festessen jemand ein Glas Wein umstieße und die schöne weiße Tischdecke verschmutze, dann gehe man ja auch nicht hin und ziehe, um den Schaden zu beheben, die Decke an einer Ecke vom Tisch. Vielmehr gehe man hin, nehme das umgestoßene Glas vom Tisch, tupfe den vergossenen Rotwein auf und lege, bevor man das Glas wieder auf den Tisch stelle, ein kleines Deckchen auf, um das Malheur zu beheben, um dann weiter genüsslich zu schmausen.

Schon seit geraumer Zeit meine ich, dass wir den oben genannten Grundsatz missachten, wenn wir klagen, dass alles Mist sei, was wir machten, so kämen wir niemals voran, wir arbeiteten einfach zu dillettantisch. Gewiss, unsere erste Mannschaft erreicht in der Westfalenliga vermutlich nicht den Tabellenplatz, den wir vor Beginn der Saison erwartet hatten. Und unserer Zweiten gelang auch nicht der erhoffte Durchbruch zu den Spitzenpositionen der Kreisliga A. Und schließlich schweben unsere A- und C-Jugendfußballer noch in der Gefahr, aus der Bezirksliga abzusteigen. Wenn wir aber meinen, durch pauschale negative Rundumschläge diese misslichen Zustände oder irgendetwas anderes positiv verändern zu wollen, so irren wir gewaltig.

Einfühlsames Analysieren ist da eher geeignet, behutsames Verändern der Dispositionen, beherztes und aufmunterndes Motivieren. Und gewiss benötigen wir dringend Sportfreunde, die uns motivieren und uns optimistisch beeinflussen, zu neuen Ufern aufzubrechen. Und vielleicht mag es auch förderlich sein, den Tatsachen realistisch entgegen zu sehen. Es ist nun `mal so, dass in anderen Vereinen auch guter Fußball gespielt wird, manchmal vielleicht sogar besserer als bei uns. Und es ist nun `mal auch so, dass in anderen Vereinen auch günstige Voraussetzungen für den Fußballsport bestehen, manchmal vielleicht sogar bessere als bei uns. Und so ist es nun mal das natürlichste im Sport, dass man lediglich Mittelfeldplätze belegt zum Saisonschluss oder gar aus seiner Liga absteigt. Darüber sollte man traurig sein, gewiss, deswegen aber den Untergang des Vereins zu beschwören, das halte ich für unzulässig. Da halt ich es eher mit Charly Neumann, dem verstorbenen Vereinsfaktotum des FC Schalke, der anlässlich des ersten Abstieg des Bundesligateams einen bitterlich weinenden Fan tröstete: „Bleib ruhig, Kumpel. Wir steigen ja auch wieder auf.“ Und schließlich muss es jedem einzelnen Sportler und jedem einzelnen Team ja auch gestattet sein, schlechter abzuschneiden als gewünscht. Wir sind schließlich nur ein Amateurverein, bei dem niemand Geld verdienen muss, von dem niemand finanzielle Rendite erwartet für seine Einlagen.

Die Gefährdung unseres Fußballs zu beschwören, nur weil einige Teams schlechter abschneiden als gewünscht, dieses entmutigt nicht nur die unmittelbar betroffenen Kameraden. Es stellt auch eine große Unsportlichkeit dar, weil es die Leistung unserer Spielerinnen und Spieler, unserer Trainer und Betreuer, unserer Helfer, Mitarbeiter und Funktionäre einfach negiert. All` diese Kameraden sind wöchentlich mehrfach darin aktiv, unsere blau-weißen TuS-Farben glänzen zu lassen. Und verlässlich halten sie unsere jungen Sportlerinnen und Sportler zu sportlichem Leben an und zu verträglichem Miteinander. Und das soll Mist sein, nur weil einige unserer Teams ihre Ziele nicht erreichen?

Das Fokussieren auf unsere Punktgewinne im Meisterschaftsspielbetrieb macht uns auch wohl blind für das, was bei uns abseits davon geleistet wird. Beispielhaft will ich hier das D-Juniorenturnier nennen, das kürzlich in unserem Stadion stattfand. Unter der Leitung von Marc Klein war dieses Turnier mit Teams auch von Bundesligaclubs sauber geplant, effektiv organisiert und exzellent vermarktet. Schade nur, dass es in unserer Abteilungsöffentlichkeit offenbar kaum Beachtung fand. Und ich sah dort kaum jemanden aus unseren Leitungsteams, obwohl ich mehrere Stunden zugegen war und dabei mehrfach meinen Zuschauerplatz wechselte. Schade, aber so etwas zählt den Punktefetischisten offensichtlich als zu geringwertig.

Möglicherweise sind die oben angedeuteten pauschalen Rundumvorwürfe mitverantwortlich dafür, dass vor allem in letzter Zeit einige unserer Mitarbeiter den Dienst bei uns quittierten, weil sie den Anforderungen nicht entsprechen wollten oder konnten. Und aus gleichem Grunde könnte es auch so schwer sein, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Wir dürfen nämlich nicht vergessen, dass viele unserer Mitstreiter ihren Dienst bei uns als Hobby betrachten. Und für ein Hobby lässt man sich nun mal ungern Vorwürfe machen; zu einem Hobby lässt man sich ungern drangsalieren.

Und so kann ich nach allem Geschriebenen nur ein Fazit ziehen: Unsere unsachlichen Vorwürfe und Forderungen müssen wir unterlassen, wenn wir Freude und Lust an unserem Fußball in Hiltrup bewahren wollen.

Und genau das sollten wir uns alle für die neue Saison ernsthaft vornehmen.

Eine schöne Sommerzeit wünsche ich allen Sportfreundinnen und Sportfreunden.

Euer Epi Bördemann
- Vorsitzender -

Quelle: TuS Aktuell Nr. 15

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(ab, 20.05.2017)