TuS Hiltrup setzt in der Jugend zur Aufholjagd an


Hiltrups U 15 spielt in der Landesliga und ist damit die ranghöchste Nachwuchsmannschaft des Clubs. Foto: TuS Hiltrup/Julia Lamok


Münster Die erste Mannschaft des TuS Hiltrup spielt in der Westfalenliga, die Nachwuchsteams können da nicht mithalten. Warum das so ist und was sich künftig ändern soll. Von Jonas Austermann

Im Sommer 2006 sang Herbert Grönemeyer seinen eingängigen WM-Hit „Zeit, dass sich was dreht“. Knapp 15 Jahre später – im März 2021, um genau zu sein – könnten ähnliche Worte beim TuS Hiltrup gefallen sein.

Jedenfalls wurde mit Rolf Neuhaus damals der Vorsitzende der Fußballabteilung zum Vereinspräsidenten gewählt. Für die kickende Sparte des TuS gleichwohl ein Fanal, denn auch sie stellte sich personell neu auf – mit klaren Zielen.

Goran Staub ist seither Leiter des Jugend-Sportvorstands in der Fußballabteilung. „In den letzten Jahren lag das Hauptaugenmerk auf der ersten Mannschaft und der Jugendbereich ist eher stiefmütterlich behandelt worden“, sagt er. „Das spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass immer wieder Spieler von außerhalb für unsere Erste geholt werden müssen. Wir haben keinen Unterbau für das Westfalenliga-Team. Das wollen wir ändern.“

U19 steht "nicht gut da"

Ein Jahr nachdem Staub und seine Mitstreiter – unter anderem Sebastian Bünker, Christian Tenbergen und Arnd Kratzenberg – übernommen haben, sagt der Jugendleiter: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Er sagt aber auch: „Wir müssen noch an vielen Baustellen arbeiten. Die Früchte der heutigen Arbeit werden wir erst in den nächsten Jahren ernten können.“

Dafür reicht ein Blick auf die Ligen, in denen der Hiltruper Nachwuchs antritt. Die U 19 spielt Kreisliga und verpasste als Dritter der Quali-Runde den Sprung in die Leistungsliga, in der die zweiten Mannschaften vom 1. FC Gievenbeck und Münster 08 mitmischen. Staub: „Wir stehen nicht gut da.“

Hiltrup wurde nach Talenten "abgegrast"

Er und seine Mitstreiter müssen einen Trend abfedern, der in der jüngeren Vergangenheit zunahm. Weil die Jugendabteilung am Osttor so vor sich hin darbte, zog es die besten Spieler zur Konkurrenz, die ein höheres Niveau anboten – mit Blick auf Ligazugehörigkeit und Ausbildungsqualität.

Die guten Kicker wechselten zu Preußen Münster, 08 oder nach Gievenbeck. „Die anderen Vereine haben sich besser aufgestellt und Hiltrup nach den besten Spielern abgegrast – das ist ja legitim“, erklärt Staub. „Geblieben ist beim TuS Hiltrup der Breitensport. Den konnten wir bedienen, mehr aber auch nicht.“

Inzwischen gibt es erste zarte Pflänzchen: Die U 17 zog in die B-Junioren-Leistungsliga ein, rangiert dort nach sechs Spielen und sechs Siegen auf Platz eins. „Die Chancen auf den Aufstieg in die Bezirksliga stehen gut“, sagt Staub. Zu früh freuen will er sich aber nicht, denn selbst wenn der TuS-Nachwuchs Platz eins hält, steht vor dem Aufstieg noch ein Relegationsspiel.

Hiltrups U15 kämpft um Klassenerhalt

„Das erklärte Ziel des Vereins ist es aber, dass wir möglichst bald mit allen ersten Mannschaften von U 19 bis zur U 13 überkreislich spielen“, sagt der Jugendleiter, der beim TuS selbst die U 15 betreut.

Diese Truppe ist eine Art Vorreiter: Sie spielt in der Landesliga, kämpft dort aber um den Klassenerhalt. Das alte Problem: Vor der Saison gingen einige Altjahrgänge zu Nullacht, jetzt müssen viele Jungjahrgänge den Abstieg verhindern. Das wäre auch für die nachfolgende Generation wichtig, die als U 13 vor dem Sprung in die Bezirksliga steht.

Kooperation mit Preußen und Pander

Zwei Projekte, die den TuS attraktiver machen sollen, haben Staub und Co. bereits umgesetzt. Im Mai 2021 beschlossen die Hiltruper eine Kooperation mit dem SCP. Der TuS räumte der U 12 und U 13 der Adlerträger Trainingszeiten am Osttor ein und kann seinen größten Talenten eine Perspektive beim SCP bieten. „Jugendliche aus Münster müssen ja nicht gleich nach Dortmund, Bochum oder zu Schalke wechseln“, meint Staub.

Im Gegenzug können Hiltrups Trainer bei den Preußen hospitieren und werden gezielt ausgebildet. Zudem gewann der TuS Ex-Nationalspieler Christian Pander als Berater für die Jugendarbeit. Einen für die DFB-Auswahl wollen sie in Hiltrup aber (erst mal) gar nicht ausbilden.

„Quantität haben wir“, sagt Staub und verweist auf folgende Zahlen: 70 Mädchen und 355 Jungs kicken in der TuS-Jugend. „Qualität haben wir noch nicht – die wollen wir fördern und unsere eigenen Spieler ausbilden, die uns irgendwann im Optimalfall in der Westfalenliga helfen.“

Quelle: WN Münster

(ab, 17.03.2022)